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Liebe Gemeinde!

 

Wenn wir einen Blick in die Medien werfen: Im Vorderen Orient, im Gazastrei-fen, in Israel, im Irak und in Afghanistan töten Menschen aus purem Hass sich gegenseitig, in vielen Ländern Afrikas ist es nicht anders. Viele töten nach dem Motto: Aug’ um Auge, Zahn um Zahn. Gräueltaten schreien nach Rache, Rache provoziert neue Gräueltaten. So ist die Welt: Den Fernsehzuschauern läuft, wenn sie die Bilder im Fernsehen sehen, im Augenblick vielleicht das Grauen kalt den Rücken hinunter. Bereits am nächsten Tag jedoch sind die Bilder wieder vergessen, weil neue, vielleicht noch schrecklichere, die alten verdrängen und der Zuschauer sich inzwischen an solche Bilder gewöhnt hat. Der Teufels-kreis des Bösen ist zur Alltäglichkeit geworden.

Gegen diesen Teufelskreis nimmt Jesus in seiner „Feldrede“ im Lukasevan-gelium Stellung, und zwar mit Forderungen, die zunächst einmal viele Men-schen vor den Kopf stoßen: Den Feind lieben, der mir so viel Böses getan hat? Unmöglich! Die linke Wange hinhalten, wenn mir einer auf die rechte schlägt? – Eine Kollegin in der Schule, mit der ich einmal über diese Worte diskutierte, sagte mir ins Gesicht: Wenn ich alle Prinzipien des Christentums bejahen kann, die im NT stehen, diesen Satz nicht! Er würde mich zum Hampelmann und zum Trottel machen, denn ich habe ja auch noch ein Selbstwertgefühl, und dieses muss ich mir bewahren. Deshalb bin ich nicht bereit, dem anderen, der mir etwas antut, ohne Gegenwehr meine Persönlichkeit, meine Menschenwürde und meine Selbstachtung zu opfern.

Dieses Gespräch ging mir sehr lange nach und treibt mich heute noch um: Meine Kollegin hat Recht – schon deshalb, weil ich selbst nicht anders handeln würde, wenn die eigenen persönlichen Werte – mein Leben an erster Stelle, meine Angehörigen und mein Besitz, aber auch mein Ansehen und meine Wür-de – bedroht wären. Nach reiflicher Überlegung kam ich zum Schluss: Auch ich würde mich wehren, und zwar so lange, bis ich den anderen unschädlich ge-macht hätte.

Aber da setzt auch schon das Nachdenken ein: Was ist, wenn der andere mich unschädlich macht, weil er stärker ist als ich? Da gibt es dann keine Antwort mehr! – Und ich denke: Hier ist genau der Punkt, an dem Jesus ansetzt. Irgend-wann hat sich einmal die Rachespirale zu Ende gedreht, und dieses Ende wird schrecklich sein, zumindest für einen, wahrscheinlich aber für alle beide.

Denken Sie an das Wettrüsten von den Anfängen der Menschheit an bis in die Achtziger Jahre des zu Ende gegangenen 20. Jahrhunderts. Die Menschen mussten am Ende einsehen: Wir haben so große und schreckliche Waffen, dass deren Einsatz – ganz gleich von welcher Seite – die Vernichtung der ganzen Erde zur Folge hätte. Keinem würde ein atomarer Erstschlag etwas nutzen, und derjenige, der das Leben des Gegners zerstört, würde auch sein eigenes Leben zerstören, denn was hätte der „Sieger“ von einer atomverseuchten Welt? Das sahen schließlich die Atommächte ein, und es begann, wenn auch zunächst unter dem Zwang einer nicht mehr bezahlbaren Weiterrüstung, also des schieren Geldmangels, zunächst eine vorsichtige Annäherung, aus der dann konkrete Abrüstungsverhandlungen wurden mit dem Ergebnis, dass beide Seiten dieser Welt, die sich zuvor spinnefeind gegenüber standen, damals die USA und die Sowjetunion, nun einander auch menschlich näher kamen. Beten wir darum, dass auch in Nordkorea – so wie es in den vergangenen Tagen den Anschein hat – und schließlich auch im Iran sich eine solche Entwicklung anbahnt!

 

Jesus hatte natürlich eine solche technische und politische Entwicklung vor zweitausend Jahren, als er hier auf der Erde lebte, noch nicht im Blick gehabt. Aber er hat eines gesehen: Eine Todesspirale der Rache und der Gegenrache ist nur dann zu stoppen, wenn einer nachgibt, wenn einer aus der Teufelsspirale der Gewalt und Gegengewalt ausbricht und dem Gegner die Hand hinhält, auch wenn es im Moment noch so unmöglich erscheint. Es gibt jedoch keinen ande-ren Weg, wenn beide überleben wollen.

Jesus – das dürfen wir nicht vergessen – wurde von seinem Vater zu uns Men-schen gesandt, um uns das Reich Gottes zu verkünden. Er hat diese Verkündi-gung, die einen absolut gewaltlosen Weg zu einem Reich der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens zeigen wollte, mit dem Leben bezahlt. Ihm selbst, der immer die Gewaltlosigkeit predigte und lebte, ist schreckliche Gewalt angetan worden. Gott musste schließlich selbst eingreifen, um zu zeigen, dass er hinter der Sendung seines Sohnes steht und dass dieses Reich der Liebe durchaus keine Utopie ist, sondern Wirklichkeit werden kann – allerdings nur mit der Hilfe Gottes selbst. Deswegen hat Gott Jesus von den Toten auferweckt und ihm neues Leben geschenkt. Wenn das ausgeblieben wäre, wäre auch die Sendung Jesu gescheitert.

Das erinnert mich an eine andere Stelle im Evangelium, in der die Jünger, aller-dings in einem anderen Zusammenhang, erschreckt fragten: „Wer kann dann noch gerettet werden?“ – und Jesus ihnen antwortete: „Für Menschen ist das unmöglich, aber nicht für Gott.“ Ich denke, das gilt genau so für die Feindes-liebe: Sie ist der einzige Weg zu einem wirklichen Frieden, aber diesen Weg zu gehen, dazu reicht oft unsere Kraft und unsere christliche Konsequenz nicht aus. Feindesliebe – und ich sage das aus eigener Erfahrung – übersteigt in vielen Fällen unsere menschlichen Kräfte. Jesus hat es zwar – von unserem mensch-lichen Standpunkt aus – geschafft, selbst gewaltfrei bis zur letzten Konsequenz zu leben, aber er wäre, wie gesagt, auch gescheitert, hätte sein Vater nicht selbst eingegriffen.

Dieser Glaube, dass Gott letzten Endes alles zum Guten wendet, auch wenn wir es als Menschen allein nicht schaffen, das Gebot der Feindesliebe in die Wirk-lichkeit umzusetzen, ist die eigentliche frohe Botschaft unseres Glaubens. Diese Erkenntnis enthebt uns Christen allerdings nicht der Pflicht, es in allen Fällen trotzdem zu versuchen. Denn nur dadurch kann die Welt menschlicher werden,

 

                                                        Amen.

 

Fürbitten (7. Sonntag i.Jk. – C)

 

Pr.:    Lasst uns beten zu Gott, unserem gütigen Vater! Seine Barmherzigkeit hat uns Jesus verkündet und zum Leitbild für unser Tun gemacht. Ihm vertrauen wir unsere Bitten an:

 

V.:              Für unsere Kirche und besonders für diejenigen, die in ihr ein Amt 

haben: Stärke sie durch deinen Geist und mache deine Kirche zu

einem Ort, an dem deine Barmherzigkeit zu erleben ist –

 

Für alle, die in Parlamenten und Regierungen Verantwortung

tragen: Begleite sie in ihren Entscheidungen und segne die Bemü-

hungen derer, die christlichen Werten Raum schaffen wollen –

 

Für alle, die in Not sind: Lass sie nicht verbittern und bewege die

Herzen und Hände derer, die helfen können –

 

Für alle Opfer von Machtmissbrauch und Gewalt: Gib ihnen innere

und äußere Kraft und die Unterstützung und Solidarität derer, die

ihnen begegnen –

 

Für unsere Verstorbenen: Nimm sie in deiner Barmherzigkeit auf

und beschenke sie in vollem, überfließenden Maß mit deinem

Leben –

 

 

Pr.:    Barmherziger Vater, sei gepriesen für deine Güte. Sei gepriesen, der du

uns immer wieder erhörst und Zuversicht gibst durch deinen Sohn Jesus Christus im heiligen Geist. Sei gepriesen jetzt und in Ewigkeit, Amen.

 
   
   
   
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